garten- und landschaftsarchitektur

Zwillings-Gärten

Konzept Uhlandstraße 106-107

Diese beiden Wohnanlagen im Herzen des alten West-Berlins fallen bei uns unter die Kategorie „Angewandte Kunst“. Der Bauherr möchte zwei bisher unbebaute Blockinnenflächen für den Wohnungsbau entwickeln und benötigt dafür das Wohlwollen der Genehmigungsbehörde. Eine überzeugende Freiflächengestaltung soll hier entscheidende Hilfestellung leisten. Es ist immer schön, wenn sich die Interessen des Bauherren mit denen des Planungsbüros decken! Baubeginn ist voraussichtlich in 2017.

Konzept Uhlandstraße 111-113

Grundkonzeption

Die beiden Objekte werden als Zwillings-Gärten konzipiert, die einer gemeinsamen Grundkonzeption folgen. In ihrer Ausstrahlung, ihrer emotionalen Wirkung auf die Nutzer werden sie sich jedoch deutlich voneinander unterscheiden. Die Uhlandstraße 106-107 wird das „Fernweh“ und die Uhlandstraße 11-113 das „Heimweh“ thematisieren.

Gemeinsam ist beiden Gärten der Ansatz einer Rundwanderung um das Zentralgebäude durch naturhaft anmutende Gartenräume. Dieser primäre Rundweg gibt dem Garten durch seine klare Linienführung das Gerüst und dem Nutzer eine verlässliche Raumorientierung. Mit Hilfe von Fluchtachsen und Blickfänge wird der Nutzer unwillkürlich beim Durchschreiten des Rundweges geleitet. Er wird in Räume der Ruhe und der Kontemplation und an Orte der Anregung und Inspiration geführt. Lichte und schattige, enge und offene Situationen, Blickachsen und illusionierte Landschaftsausblicke bieten ein ganzjährig abwechslungsreiches Schauspiel.

Neben diesem „offiziellen“ Gartenraum existiert in beiden Gartenanlagen eine zweite, informelle Ebene des Gartenerlebens. Ein parallel verlaufendes, verborgenes, organisches Wegenetz für Kinder und Junggebliebene erschließt Aneignungsflächen für fantasiegeleitetes Spielen jenseits formalisierter Spielformate. Es ermöglicht Kindern, eine eigene Parallelwelt abseits der Erwachsenenwelt für sich zu entdecken. Sie streifen auf schmalen Wildwechseln durch tiefe Wälder, überqueren auf umgefallenen Baumstämmen Wassergräben und sammeln sich auf geheimen Lichtungen.

Die Pflanzkonzepte machen den Unterschied zwischen den beiden Anlagen aus. Allein durch die Wahl der Pflanzen werden zwei im Kern identische Gärten gänzlich anders wahrgenommen.

 

 

Fernweh…

Gärten sind – im Idealfall – gebaute Paradiesvorstellungen. Sie sind dem Glück, nicht dem Unglück verpflichtet. Insofern geht es bei der Umsetzung der Themen „Fernweh“ und Heimweh“ nicht darum, die Verlustschmerzen zu vertiefen, sondern im Gegenteil diese beiden gegensätzlichen Sehnsüchte am jeweiligen Wohnort zu befriedigen.

Der Garten der Uhlandstraße 106-107 entführt den Besucher in eine exotisch-fremdländische Welt. Die verschattete Grundsituation ist ein idealer Hintergrund für atmosphärisch an subtropische Regenwälder erinnernde Gartenbilder. Bambusse strukturieren die Räume, großflächiger Unterwuchs aus Waldgräsern und Farnen, mal naturalistisch-anregend, mal monoton-beruhigend bestimmt das Bild.

Eingestreut liegen Feuchtfluren mit mächtigen Hochstauden und großblättrigen Solitären. Sie werden vom Oberflächenwasser des Neubaus gespeist, das vollständig versickert wird.

…und Heimweh

Der Garten der Uhlandstraße 111-113 nimmt den Besucher mit auf eine Wanderung durch die Mark Brandenburg. Die Lichtsituation dieses Gartens ist vielfältiger, neben tiefschattigen gibt es auch Bereiche mit direkter Sonneneinstrahlung. Damit kann die gesamte Bandbreite der märkischen Naturbilder genutzt werden.

Es werden ausschließlich Vegetationseinheiten realisiert, wie wir sie in Wald und Feld der Heimat schon einmal angetroffen haben oder zumindest im Fernsehen schon mal gezeigt bekommen haben. Die Pflanzungen werden zwar nach ästhetischen Kriterien strukturiert, d.h. Störendes wird weggelassen, besonders Attraktives verstärkt. Die den natürlichen Pflanzengesellschaften innewohnende Schönheit wird so herausgearbeitet, dass sie für jedermann ersichtlich wird. Dennoch bleiben sie authentisch anmutende Naturraumelemente, die dem Betrachter eine vertraute Geborgenheit vermitteln. Entsprechend der vielfältigeren Lichtverhältnisse wechseln sich sonnige Staudenfluren mit lichten Kiefern- und dunklen Laubwäldern ab. Auch hier spielen die von der Dachentwässerung gespeisten Feuchtfluren eine wesentliche Rolle für die Erlebnisvielfalt der Garteninszenierung.